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Anti-MEs
at Spazio Lampo

solo exhibition


curated by Valentina Pini

https://spaziolampo.tumblr.com/


18.9.2021- 11.11.2021

FEINSTAUB - concert performance
with Moritz Finkbeiner




Die Arbeitspraxis von Lisa Biedlingmaier ist von einer tiefen Auseinandersetzung mit alternativen Heilpraktiken geprägt, die dem Umgang mit Energieknoten oder Energieblockaden im Körper besondere Aufmerksamkeit schenkt und in deren Lösen einen entscheidenden Faktor für eine ganzheitliche Heilung sieht. In ihrem Sinne sind Knoten Symbole körperlicher Ausgeglichenheit und zugleich Anfälligkeit. Biedlingmaiers Skulpturen, inspiriert durch die orientalische Knotentechnik Makramee, thematisieren die komplexe und oft prekäre Balance zwischen Körper und Geist, Gesundheit und Krankheit und wirken in ihrer Erscheinungsform gleichzeitig imposant und fragil.
Fake visual distortion ist das Thema der zwölften Edition der Biennale dell’Immagine. Es ist aktuell und beinhaltet entscheidende künstlerische, ethische und politischen Implikationen, insofern wir uns in einem historischen Moment befinden, in dem die Werkzeuge zur Manipulation von Bildern eine solche Effektivität erreicht haben, dass die Beziehung des Menschen zur ihn umgebenden Realität in Frage gestellt wird. Wie soll man sich verhalten, wenn seinen eigenen Augen nicht vertraut werden kann? Dieses Dilemma wird bei Lisa Biedlingmaier zum Gegenstand künstlerischer Forschung, welche sich unterschiedlicher Perspektiven und ungewöhnlicher Methoden bedient.
Manipulation, Verzerrung, Fälschung, es gibt unzählige Weisen um Bedeutung und Inhalt eines Bildes zu verändern. Durch verschiedene künstlerische Disziplinen will die Image Biennale dieses breite Thema aufgreifen, wobei jeweils die folgende Frage zentral ist: Überflutet von einer Vielzahl von Kommunikationsprodukten, die durch Bilder zu uns sprechen, worauf verlassen wir uns bei unserer Wahrnehmung?
Für die Ausstellung im Spazio Lampo im Rahmen der Biennale dell'Immagine di Chiasso, deren Titel Fake visual distortion ist, konzentriert sich Lisa Biedlingmaier auf die Schaffung neuer Objekte ausgehend von Patterns, deren Knoten metaphorisch auf Energieblöcke in Körper, Geist und Seele verweisen. Solche Blockaden sind oft die Ursache für zurückgehaltene und vielleicht entfernte Ressentiments. Sozialer Druck, emotionale Blockaden, etablierte Muster und prägende Ereignisse haben unweigerlich, freiwillig oder unfreiwillig, unsere Individualität und unsere Perspektiven geprägt. Diese Abfolge von Ereignissen, die in unserem Geist eingraviert und gleichzeitig in unserem Körper imprägniert sind, stellen wir uns als ein System von komplexen Codes vor, die die Künstlerin in Form von Mustern übersetzt. Jedes gewählte Material, jede Technik, jedes eingebettete Objekt oder jede Farbe, hat eine präzise Bedeutung und einen körperlichen Bezug.Biedlingmaier, für die Kunst mit Heilungsprozessen verwoben ist, praktiziert spirituelle, symbolische und meditative Heiltechniken an sich und an anderen. Die Künstlerin beobachtet zum Thema Fake visual distortion: "In spirituellen Methoden gibt es ein Bewusstsein für ein echtes Selbst (true-self), was die Frage aufwirft: Was könnte das falsche Selbst (fake-self) sein? Die Verwurzelung in einer Kultur und Gesellschaft schafft Abhängigkeiten und Prägungen. Durch all das zu navigieren, erfordert einen fortlaufenden Prozess des Einsatzes und des Dialogs."
Während der Ausstellung im Spazio Lampo, wird Lisa Biedlingmaier auch eine Klangperformance präsentieren, bei der das Instrument ein symphonischer Gong von 80 cm ist und von den Klängen eines Synthesizers begleitet wird. Der zunächst kaum hörbare Klang wird exponentiell anschwellen, bis er eine räumliche Dimension aus Schwingungen erreicht. Diese werden in unserem Körper nachhallen und eine meditative und therapeutische Resonanz erzeugen, die Energieblockaden lösen kann. Die Besucher*innen können sich ganz dem Klang hingeben oder sich auf die Schwingungen des eigenen Körpers konzentrieren. Gleichzeitig werden die Schläge des Gongs als Einsätze für einen von Moritz Finkbeiner gesteuerten Synthesizer dienen. Die Performance versteht sich als Analogie für den Wunsch und den Versuch, uns ganz dem Klang hinzugeben oder uns auf unsere Körperschwingungen zu konzentrieren, auch wenn wir ständig von anderen Gedanken abgelenkt werden.


Photos: Aline d`Auria